Die Lunge der Erde

Bäume sind die Lunge der Erde.

 

Im vergangenen Jahr stand mit den Bränden des Amazonas die Lunge des Planeten flächendeckend in Flammen. Gefolgt von den verheerenden Bränden in Australien.

 

Und nun erleben wir eine weltweite Pandemie bei der ein Virus die Zellen der menschlichen Lunge angreift.

 

Es gibt eine tiefe biologische Verbindung zwischen Bäumen und Menschen.

 

Das Immunsystem der Natur ist untrennbar verbunden mit unserem menschlichen individuellen und kollektiven Immunsystem.

 

Kollektiv entfernen wir uns mit unserer extremen "höher, schneller, weiter"-Mentalität nicht nur rasant von den natürlichen Bedürfnissen unseres Körpers (und unserer Seele), sondern wir verlieren scheinbar mehr und mehr das Bewusstsein und die Verbindung zur Natur unseres wunderschönen Planeten.

 

In unserer Überheblichkeit scheinen wir dabei zu vergessen, daß die Natur sehr gut ohne den Menschen leben kann, aber nicht der Mensch ohne die Natur.

 

Wir sehen gerade am Beispiel von Venedig, daß innerhalb eines kurzen Zeitraums des Lockdowns Millionen von Fischen in den Kanälen der Stadt gedeihen. Das sonst so trübe Wasser ist kristallklar geworden und Schwäne geniessen den Freiraum, den die Abwesenheit der Touristen schafft.

Im Hafen von Cagliari wurden mehrere Delfine gesichtet, die im normalen Alltag mit starkem Schiffverkehr fern bleiben.

 

Natur strebt immer nach Ausgleich und Gleichgewicht. Im ewigen Zyklus von Tod und Wiedergeburt gibt es nur bedingt einen Anfang und ein Ende. Der Kreislauf ist fortwährend und unendlich.

 

In der chinesischen Medizin repräsentiert das Organ der Lunge die Emotion von Trauer. Das Partnerorgan der Lunge ist der Dickdarm. Das Thema des Dickdarms lautet "loslassen".

 

Die Lunge ist dafür verantwortlich frische sauerstoffreiche Luft in den Körper aufzunehmen und schädliches Kohlendioxid abzugeben. Sie hat die Aufgabe Neues aufzunehmen und Altes loszulassen - der ewige Kreislauf des Lebens.

 

In der TCM hat jedes Organ ein Partnerorgan: die Lunge (Yin) nimmt Neues auf; der Dickdarm (Yang) lässt Abfall/Ballast los.

 

Unsere Fähigkeit und Bereitschaft offen für neue Erfahrungen zu sein, diese zu akzeptieren und gleichzeitig in der Lage zu sein Dinge loszulassen, die uns nicht dienen bilden eine Grundlage für physische und emotionale Gesundheit.

 

Die Chinesen verwenden nicht den westlichen Begriff "Krankheit", sondern sprechen vielmehr von "Ungleichgewicht" oder "fehlender Harmonie".

Auf der emotionalen Ebene ist die Lunge u.a. verantwortlich für unsere Fähigkeit zu Entspannen, loszulassen und glücklich zu sein...

Wenn die Lunge aus dem Gleichgewicht gerät ist oft eine überwältigende Menge Trauer vorhanden. Dieses Ungleichgewicht führt oft zu großen Schwierigkeiten im Umgang mit Wandel und Verlust und bringt ein Gefühl von Entfremdung mit sich...

 

Ich frage mich, ob wir den Ursachen und Auswirkungen (Verlust von natürlichem Lebensraum, Pflanzen, Tieren und Menschen) der Brände des Amazonas und der Brände in Australien kollektiv ausreichend Raum und Zeit gegeben haben, um sie gebührend anzuerkennen und zu betrauern?

 

Trauer lässt sich auf Dauer nicht verdrängen ohne Depression hervorzurufen. Aber Trauer, die Raum haben darf zu sein, gefühlt, anerkannt und ausgedrückt zu werden - hat die Kraft uns körperlich und psychologisch enorm zu stärken und widerstandsfähiger sein zu lassen.

Trauer, wie jede Form von Emotion, benötigt in aller erster Linie Raum, um sein zu dürfen - ohne Bewertung und Verurteilung.

 

Unsere Bereitschaft zu fühlen und unsere Bereitschaft unseren Gefühlen Zeit und Raum zu schenken erlaubt eine tiefere und intimere Verbindung mit uns selbst.

 

Unsere Fähigkeit uns auf unsere tieferen Gefühlsebenen einzulassen erfordert ein gewisses Mass an Offenheit, Sensibilität und "Attunement". Langsamkeit und Stille können wichtige Wegbegleiter und Türöffner für diese Reise nach innen sein.

 

Die aktuelle Situation zwingt uns den Fuß vom Gas zu nehmen. Wir sind dazu aufgerufen uns unserer Verletzlichkeit bewußt zu werden und zu erkennen, daß wir mit allen und allem verbunden sind. Es ist eine Reise in unbekanntes Territorium und wir müssen erkennen, daß wir scheinbar viel weniger Kontrolle über so vieles in unserem Leben haben.

 

Ich bin voller Hoffnung, daß im Angesicht der bestehenden Herausforderungen und in voller Anerkennung der damit einher gehenden unvermeidlichen Verluste dennoch das Potenzial besteht zutiefst transformiert und gestärkt aus dieser Krise hervor zu gehen.

 

"..., gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

-Reinhold Niebuhr

 

Ich wünsche Dir grenzenlose Kraft, Geduld, Vetrauen und Gesundheit!


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