Über Yoga Nidra

 

„Im Augenblick des Einschlafens, 

wenn der Schlaf noch nicht gekommen ist,

und das Bewusstsein des Äußeren schwindet, 

an diesem Punkt wird Sein erlebt.”  

(Vigyana Bhairava Tantra)

 

 

 Yoga Nidra entstammt ursprünglich dem tibetischen Tantra* Yoga.

 

Yoga Nidra wird als „schlafloser Schlaf“ bezeichnet, weil wir durch verschiedene Stufen zu

einer ganzheitlichen, tiefen Entspannung finden, welche ein Zustand

zwischen Schlaf und Wachsein ist.

 

Während Savasana eine Form der Integration der Energie der

vorausgegangenen Asana Praxis ist, ist die Natur von Yoga Nidra transformativ.

 

 

Yoga Nidra kann uns dabei behilflich sein alte Muster und Prägungen,

die unser Gehirn und unseren Körper im Laufe unseres Lebens geformt haben zu transformieren und/oder zu "überschreiben".  

Man kann sich das ein bisschen vorstellen wie bei einem Computer, dessen Festplatte überschrieben wird.

 

Dadurch schaffen wir einerseits inneren Raum und können außerdem neue Muster formen, die mehr im Einklang stehen mit unserer authentischen Essenz.

 

Der Zweck des Yoga Nidra ist es, zu erfahren, dass wir nicht an eine bestimmte Bewusstseinsebene gebunden sind, sondern dass wir in voller Bewusstheit alle Bewußtseinsebenen in uns enthalten können.

 

Dies führt zu der Einsicht, dass unsere eigentliche Identität, das erlebende Bewusstsein, in oder hinter der Ganzheit unserer Erfahrung und unserem Erleben steht. 

 

 

HISTORISCHE BETRACHTUNG:

 

Das Sanskrit-Wort Yoganidrā besteht aus zwei Wörtern, "Yoga" und "Nidrā", was Yoga und Schlaf bedeutet. Laut der Yoga-Forschung und dem Sanskrit-Gelehrten Jason Birch kann die Bedeutung auf verschiedene Arten interpretiert werden, darunter „der Schlaf, der Yoga ist“, „der Schlaf, der durch Yoga verursacht wird“ und „der Schlaf des Yoga“.

 

Textlich erscheint der Begriff zuerst im Mahābhārata und später in den Puranas. Diese frühen Verweise auf den Begriff yoganidrā stellen keine Technik dar. Stattdessen beschreiben sie den transzendentalen Schlaf eines bestimmten Gottes und die Manifestation der Göttin als Schlaf.

 

Laut Birch verwenden Saiva und buddhistische tantrische Texte den Begriff später im Kontext der Meditation. In diesen Texten bezieht sich yoganidrā auf einen Zustand. 

Der Text Ciñcinīmatasārasamuccaya bezieht sich beispielsweise

auf "Frieden jenseits der Worte".

 

Spätere mittelalterliche Hatha-Yoga-Texte verwenden Yoganidrā als Synonym für Samādhi (Zustand tiefer Meditation), und diese Bedeutung des Wortes hielt bis ins 18. Jahrhundert an.

 

 

*Tantra ist, sehr vereinfacht ausgedrückt, eine zeitlose Tradition, die der Bewusstwerdung des Menschen und der Erkenntnis der Einheit von Relativem und Absoluten dient.  Es geht nicht primär um eine Philosophie oder Methode, sondern vielmehr um Erfahrung. 

Tantra steht wörtlich für Erweiterung (des Bewusstseins und des Wissens vom Leben

und Befreiung (vom begrenzten Selbst).